Chol ha-Mo’ed Sukkot 5777

Liebe Mitglieder, liebe Freunde,

es ist mir ein Bedürfnis, Danke zu sagen – Danke für die Mithilfe beim weiteren Aufbau unserer kleinen Gemeinde in diesem vergangenen Jahr, und Danke für Eure Hilfe und für Eure Mitwirkung gerade jetzt, zu Beginn des Neuen Jahres, in der Zeit der Herbstfeiertage.Wir hatten schöne G’ttesdienste zusammen, stets mit liebevoll organisiertem Kiddusch; und wenn auch nicht immer Alle dabei sein konnten, so war doch, gemessen an unserer noch relativ geringen Zahl, der Besuch unserer Gebete überdurchschnittlich hoch. Auch Gäste von anderen Gemeinden besuchen uns immer wieder und lassen uns wissen, daß wir auf dem richtigen Weg sind. Mit Eurer Hilfe wollen wir diesen Weg nun auch im neuen Jahr weitergehen.

Unverändert werden wir jeweils am Freitag-Abend um 18:30 Uhr am Schillerplatz 14 zusammen Kabbalat Schabbat feiern, und wir arbeiten daran, ab demnächst auch Schabbat Schacharit zusammen zu beten, zunächst einmal im Monat.

Am Montag, 24.10.16 um 10 Uhr feiern wir Schemini Azeret mit Jiskor (Bbg., Schillerplatz).

Und am Dienstag, den 08.11.16 um 17 Uhr beten wir wieder Ma’ariv in der schönen Synagoge in Ermreuth (Wagnergasse 8), anschließend ist dort ein Konzert, zu dem wir ebenfalls eingeladen sind; wir richten wieder Fahrgemeinschaften ein – bitte meldet Euch bei mir an! Um zahlreiche Mitwirkung wird herzlich gebeten!

Es grüßt Euch mit einem herzlichen „Mo’adim le-simcha“

Eure

Rabbinerin Yael Deusel

Adar I 5776

Liebe Mitglieder, liebe Freunde des Mischkan ha-Tfila,

auch wenn wir wegen des Schaltjahres noch ein wenig auf den Frühlingsmonat mit seinem blauen Himmel warten: Kommen wird er doch! Und mit dem Nissan kommt auch Pessach. Eine spezielle Einladung zum Sederabend werdet Ihr/werden Sie nach Purim noch erhalten. Ich möchte Euch/Sie aber schon heute sehr herzlich einladen, am Freitag, den 22. April zusammen mit unserem Minjan den Seder Pessach zu feiern, wie im vergangenen Jahr am Schillerplatz 14 (barrierefrei zugänglich). Ihr könnt/Sie können sich bei mir dafür auch schon vor-anmelden!

Zuvor laden wir Euch/Sie aber noch ein, anläßlich der Woche der Brüderlichkeit am Freitag, 11. März ab 18:30 Uhr mit uns am Schillerplatz 14 den Kabbalat Schabbat zu feiern (die Eröffnungsveranstaltung findet statt am Montag, 07. März, 18 Uhr, in der Synagoge des jüdischen Gemeindezentrums, Willy-Lessing-Str. 7a). Auch auf das gemeinsame Singen „Lieder zwischen Himmel und Erde“ mit Liedern aus drei Religionen am Sonntag, 13. März, 17 Uhr in der Kirche St. Josef im Hain (Balthasar-Neumann-Str. 14) möchten wir heute schon hinweisen. Smadar Becker aus unserem Minjan hat diese Veranstaltung liebevoll organisiert.

Wir würden uns sehr freuen, Euch/Sie bei diesen Gelegenheiten oder auch einfach zu einem unserer Kabbalat-Schabbat-G’ttesdienste (jeden Freitag-Abend, 18:30 Uhr, am Schillerplatz 14) begrüßen zu dürfen!

Auf Euer/Ihr Kommen freuen sich

Rabbinerin Yael Deusel und der Minjan Mischkan ha-Tfila

Chanukka Sameach 5776

Liebe Mitglieder,

liebe Freunde unseres Minjan,

nach den dunklen Tagen von Cheschwan und Kislev ist die Zeit des Lichterfestes gekommen – heute Abend entzünden wir die erste Kerze auf unserer Chanukkia, und wenn ihr Licht in unseren Fenstern erstrahlt, so verkündet dies gleichzeitig: Das Judentum lebt und besteht – Am Jisrael chaj! Jeden Tag eine Kerze mehr – das Licht nimmt stetig zu, und es erinnert uns daran, daß wir selber es sind, in jeder Generation, die verpflichtet sind, die Flamme am Leben zu erhalten, im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Nur dann wird das Judentum auch in Zukunft weiterbestehen können.

Am kommenden Freitag, 11.12.15, 18:30 Uhr, laden wir Sie/Euch sehr herzlich ein zum Erev Schabbat Chanukka, mit Gebet und anschließendem Oneg Schabbat. Wir würden uns freuen, mit möglichst vielen von Euch/Ihnen feiern zu dürfen!

Viele unserer Minjan-Mitglieder sind über die Winterferien verreist. Wir haben uns daher entschlossen, den Kabbalat Schabbat am 25.12.15 und am 01.01.16 nicht in unserem Betraum am Schillerplatz zu feiern. Dennoch ist es uns ein großes Anliegen, allen „Daheimgebliebenen“ die Möglichkeit zum Beten zu geben. Wer also an den beiden Freitagen zum Schabbateingangsgebet kommen möchte, wende sich bitte an Mirjam Talabardon – bei ihr wird das Gebet am 25.12. und am 01.01. stattfinden. Ab dem 08.01.16 sind wir wieder am Schillerplatz 14, zur gewohnten Zeit am Freitag-Abend um 18:30 Uhr.

Chag urim sameach,

Ihre/Eure

Raba Yael Deusel

Cheschwan 5776

Liebe Mitglieder,

liebe Freunde unseres Minjan,

der Monat Tischri ist vergangen, mit all seinen Festtagen. Wir haben zusammen gebetet, zusammen gefeiert und saßen zusammen in unserer schönen Sukka am Kaulberg. Ihr/Sie Alle habt/haben dazu beigetragen, unser Miteinander würdig und auch fröhlich zu gestalten. Wir haben viele positive Rückmeldungen erhalten. Das schönste Lob ist aber ein Satz von einem unserer Mitglieder: „Heuer habe ich die Herbstfeste zum ersten Mal so richtig gespürt.“

Gemeindeleben gedeiht dort, wo ein jeder sich angesprochen fühlt, Teil der Gemeinschaft zu sein, Zugehörigkeit zu spüren; dort, wohin man gern geht, dort, wo nicht nur das Gebet, sondern auch wir zu Hause sind. Die zahlreichen Besucher gerade unserer Gebete zu den Hohen Feiertagen haben dies eindrucksvoll belegt. Von nah und fern kamen diese Besucher, auch aus anderen Gemeinden.

Es ist mir ein tiefes Bedürfnis, Euch/Ihnen Allen zu danken für Euren/Ihren Einsatz, sei es als Beter im Minjan, als Sukka-Erbauer oder als Erzeuger von kulinarischen Köstlichkeiten, als Schaliach Zibur, Ba’al(at) Tokea oder Ba’al(at) Kore.

Mein besonderer Dank gilt Frau Irith Michelsohn, Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Bielefeld und Geschäftsführerin der Union Progressiver Juden, und mit ihr auch ihrer Gemeinde, die uns unbürokratisch und uneigennützig eine ihrer Torarollen für die Feiertage zur Verfügung gestellt hat. Eine Sefer Tora von besonderer Bedeutung, die der Zerstörung in der Reichspogromnacht 1938 in Bielefeld entging und wie durch ein Wunder die Zeit des Nationalsozialismus überstanden hat.

Des weiteren geht mein Dank an alle Verantwortlichen der Bamberger Stephans-Gemeinde, die es möglich gemacht haben, daß wir die Feiertage in „unserem“ Betraum am Schillerplatz feiern konnten.

All dies ist nicht selbstverständlich. Dankbar und optimistisch laßt uns darum der Zukunft unseres Minjan entgegensehen – und aktiv an ihr mitgestalten!

In diesem Sinn:

Herzliche Grüße von Ihrer/Eurer

Raba Yael Deusel

Und trotzdem dankbar! Sukkot im Egalitären Minjan Bamberg

Es ist ein Fest der Farben: Der strahlend blaue Himmel über dem Domgrund rötet sich langsam, die letzten Sonnenstrahlen blitzen durch das Dach der Sukka auf die Schale mit dunkelroten Granatäpfeln, violetten Trauben und der honiggelben Melone.

Das Orange der Kürbissuppe, das satte Grün der Lauch-Quiche und das zarte Braun der Challot streiten sich um die Aufmerksamkeit der Gäste.

Das Leuchten der Sonnenblumen in ihrer Vase verbündet sich mit den blauen Tüchern, aus denen die Sukka, die Laubhütte, der Betergemeinschaft mischkan ha-tfila in diesem Jahr gewebt ist: Die Juden und Jüdinnen des liberalen Minjan in Bamberg feiern Sukkot!

Lange Zeit kein festes Zuhause zu haben, stattdessen aus dem Provisorium zu leben und darin so irgendwie Heimat zu finden; die Sehnsucht nach dem „irgendwohin gehören“ in der Zugehörigkeit zu anderen Menschen zu finden; diese Sehnsucht wachhalten und sie – im Bewusstsein der Verheißung des Ewigen – sogar zu feiern: Diese urmenschliche Erfahrung ist für Juden in aller Welt ein Identitätsmarker – und einer der Hintergründe von Sukkot, dem siebentägigen Fest, das sich an die Hohen Feiertage, an Rosch Haschana und Jom Kippur anschließt. Es ist eines der drei jüdischen Wallfahrtsfeste und erinnert an die Zeit als das Volk Israel nach dem Auszug aus Ägypten in der Wüste unterwegs war.

Über die Jahrhunderte entwickelte sich eine weitere Bedeutung dieses Festes: Es ist zugleich die freudige Feier, die für die Ernte des Jahres dankt.

Nun leben Jüdinnen und Juden in Bamberg heute nicht mehr von der Landwirtschaft und sind durchaus seßhaft. Sukkot feiern sie dennoch. Denn sie teilen die Erfahrung der Generationen vor ihnen: Trotz der sehnsüchtigen Wunde der Heimatlosigkeit können sie dankbar sein für das, was ist, für das Alltägliche, für die Ernte der Arbeit – im Vertrauen auf das Dabeisein des Ewigen.

Die deutsche Bezeichnung „Laubhüttenfest“ erzählt davon, wie dieses Fest eine Woche lang gefeiert wird und erklärt, weshalb sich der liberale Minjan auch an diesem Abend in der Sukka trifft: Juden und Jüdinnen, die Sukkot feiern, leben in dieser Woche in der „Laubhütte“, dem Provisorium mit offenem Dach: Hier wird gebetet und gelernt, gegessen und die Zeit miteinander verbracht.

Sie bleiben zusammen bis man die Sterne durch das Dach der Laubhütte sieht: Die Nacht ist angebrochen und der neue Tag wird neue Möglichkeiten bringen.

Drascha zu Rosch Haschana 5776 von Dr. A. Yael Deusel

Ein Schofar – dieses Instrument hat dem Festtag seinen ursprünglichen, biblischen Namen verliehen: Jom ha-Trua, Tag des Posaunenschalls. Nun, eine Posaune ist es eher nicht; es ist – ein Widderhorn. Warum ausgerechnet ein Widderhorn? Einmal davon abgesehen, daß es zu jenen Zeiten nicht so sehr viele andere Möglichkeiten gab, sich ein Musik- oder eher ein Signalinstrument zu schaffen, geben unsere Weisen dem Schofar auch eine Symbolbedeutung: Es erinnert an die Akedat Jitzchak, die Bindung des Jitzchak, die gerade noch einmal gut ausgegangen ist (außer für den Widder, natürlich).

So lesen wir im Talmud, im Traktat Rosch Haschana: Warum bläst man auf einem Schofar aus einem Widderhorn? Der Heilige, gelobt sei Er, sagte, blast vor Mir auf einem Schofar aus einem Widderhorn, auf daß Ich mich um euretwillen an die Bindung von Jitzchak ben Avraham erinnere, und Ich will es euch anrechnen, als hättet ihr euch selbst vor Mir gebunden. So sagt Rabbi Abahu. Und Rabbi Jitzchak (ausgerechnet Jitzchak!) sagt, ganz lapidar: Warum bläst man an Rosch Haschana? Nun, warum bläst man wohl? Weil der Barmherzige sagt: Blast! [Lama tok’in?! Rachamana amar: Tik’u!]

Der Ewige sagt „Blast!“, also blasen wir… – da fragt man doch nicht nach! – Verhält sich nicht gerade so unser Avraham? Der Ewige sagt „Bring mir deinen Sohn hinauf auf einen Berg, für ein Ganzopfer“, und Avraham tut es. Er fragt nicht nach; er verhandelt nicht. Gleich in der Früh macht er sich auf den Weg, hackt sogar vorher noch selber Holz für das Opfer. Das an sich ist schon eine Betrachtung wert: Er, der Patriarch, macht selber Holz klein – eigentlich eine „Hofkehrer-Arbeit“, für den Untersten in der häuslichen Hierarchie, nicht für den Obersten. Und – Holz, nicht etwa Reisig, Windbruch oder was man sonst noch so auf einem Berg, an Ort und Stelle um einen improvisierten Altar, finden mag. Holz, das er zu Hause bei sich hat; vergessen wir nicht: Holz ist ein wertvoller Rohstoff in der Wüste. Und dann schleppt er, bzw. sein Tragtier, das Holz auch noch mit, drei Tagereisen weit, und schließlich auf den Berg hinauf. Sollte es also besonderes Holz sein für so ein außerordentliches Opfer? Oder hatte Avraham lediglich Bedenken, womöglich könnte sein Opfer am Mangel an Feuerholz scheitern? Offenbar ist Avraham wild entschlossen, das vom ihm verlangte Opfer zu bringen, und es auch noch besonders schön, besonders gut zu machen.

Drascha zu Rosch Haschana 5776 von Dr. A. Yael Deusel weiterlesen